Internet beim Amoklauf in Winnenden – wo bleibt der Katastrophenschutz?

Bei fast jedem Verbrechen von Jugendlichen wird schnell das Internet als mögliche Ursache identifiziert. Der Innenminister von Baden-Württemberg ist u.a. deshalb auch auf eine zynische Meldung aus dem Internet hereingefallen. Hilflos mussten die Behörden auch zusehen, wie sich die Meldung vom Amoklauf unkontrolliert über Twitter verbreitete während der behördliche Katastrophenschutz mit veralteten Einrichtungen arbeiten musste. Nicht einmal die Schulleiter in der Umgebung konnte man warnen, weil der ländliche eMail Server gerade unpässlich war. Etwa 100 Schulen in der Region mit einzelnen Telefonanrufen zu warnen, ist wohl heute nicht mehr zeitgemäß.  Die Bevölkerung wird heute zwar vor jedem Spanngurt auf der Autobahn gewarnt, wenn ein Amokläufer mehrere Stunden durch die Region fährt, ist das aber keine Meldung wert. Für solche Fälle existieren aber auch offensichtlich keine funktionierenden Pläne und Zuständigkeiten sind unklar.  Jeder Industriebetrieb mit >1000 Mitarbeitern handelt grob fahrlässig, wenn er keinen Katastrophenplan zum Schutz seiner Mitarbeiter aufstellt und geeignete Schutzmassnahmen ergreift. Länder und Gemeinden halten sich aber nicht an die in der Industrie üblichen Regeln. An Schulen wird allenfalls eine Feuerübung abgehalten wobei bereits ein Grundproblem sichtbar wird – kein Mensch weiß, wieviele Schüler sich eigentlich in der Schule aufhalten.

Der Innenminister von Baden-Württemberg (und andere) wäre gut beraten das Internet nicht zu verteufeln sondern zu nutzen um Schüler, Lehrer und Eltern im Katastrophenfall angemessen über ein Katastrophen Portal zu informieren und Alarmverfahren (ähnlich Twitter) aufzubauen, mit denen man alle Beteiligten sachgerecht und vor allem schnell informieren kann. Hierzu benötigt man keine Server in USA – es gibt genügend Firmen auch in Baden-Württemberg, die solche Dienste anbieten.  Verbrechen wie in Winnenden wird man damit zwar grundsätzlich nicht verhindern können. Man hat aber gute Chancen, wenigstens die Folgen zu begrenzen.

Da die büroktatischen Mühlen sehr langsam mahlen, können Eltern ohne großen Aufwand ein Privates Portal als Informationssystem mit integriertem Warnsystem aufbauen, das nicht nur im Katastrophenfall sondern auch fürKommunikation aller Beteiligten,  Stundenplanänderungen, Ausfall von Schulbussen usw nutzen können. Das hat den Vorteil, dass man generell die Kommunikationder Schule mit dem Umfeld verbessern kann und im Falle eines Falles die Benutzer auch wissen wie man mit einem solchen System umgeht. Die Kosten für ein solches System sind < 100 € im Jahr und damit für einen privaten Verein tragbar.

One response to “Internet beim Amoklauf in Winnenden – wo bleibt der Katastrophenschutz?”

  1. Inzwischen ist die Idee ein SMS Alarmsystem für Schulen aufzubauen bis zum Innenministerium vorgedrungen. (Man könnte das System ja auch nutzen, wenn wieder mal die Prüfungsaufgaben für das Abitur falsch sind). Nun soll das ganze daran scheitern, dass man keine 15000 Handies für die Schulen anschaffen könnte. Offensichtlich wissen die Technologieberater im Innenministerium nicht, dass man inzwischen SMS auch an ganz normale Telefone (mittels SMS zu Sprachkonvertern) schicken kann. Ausserdem könnte sich jeder Schulleiter aus dem Fundus der von den Schülern ausgemusterten Handies bedienen. Die Eltern würden diese wohl gerne zur Verfügung stellen.

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